Spielzeit 2025
März 2025
Abdelaziz Baraka Sakin (lit.Cologne)
Am 27.03.2025 im Literarischen Salon.
Tag für Tag lesen und hören wir von der irregulären Migration, die bekämpft werden müsse – aber wer sind die Menschen, die auf Lampedusa stranden, nachts durch den Grenzfluß nach Griechenland schwimmen, in einem LKW-Container fast ersticken – oder sich in eine der Ecken am Ebertplatz verdrücken? Und was wissen wir von dem Krieg im Sudan, der größten humanitären Katastrophe der Gegenwart mit inzwischen zwölf Millionen Menschen auf der Flucht? Abdelaziz Baraka Sakin, dem selbst 2012 nach einer Verhaftung die Flucht nach Österreich gelang, bringt uns die „irreguläre Migration“ so nah, daß wir die Herzschläge hören, die Erschöpfung fühlen, den Angstschweiß riechen, die Tricks kennenlernen. Sein meisterhafter Roman „Der Rabe, der mich liebte“ erzählt die Geschichte zweier Sudanesen, die sich aus den Augen verlieren, als die Polizei den sogenannten Dschungel von Calais auflöst, eine Stadt aus Wellblech und Plastikplanen. Es ist keine Geschichte, in der die einen gut sind und die anderen böse, die einen Opfer, die anderen Täter. Nein, alles ist so kompliziert und verworren wie die Wirklichkeit selbst, und manchmal, ja, werden aus Opfern auch Täter oder umgekehrt. Abdelaziz Baraka Sakin, geboren 1963, gehört zu den bekanntesten, am meisten übersetzten Schriftstellern des Sudans, obwohl seine Bücher dort lange nicht erscheinen durften – und nun wegen des Krieges nicht mehr erscheinen können.
Lesen wird Anja Laïs, übersetzen wird Larissa Bender.
27.03.25, 20:00 (!) Uhr
Karten unter: https://www.litcologne.de/
Moderation: Guy Helminger und Navid Kermani
Die weiteren Termine:
08.05.25 - Anne de Marcken [abgesagt!]
Fällt leider aus privaten Gründen aus. Wir suchen Ersatz, Näheres zu den Tickets bald auch auf stadtgarten.de.
16.10.25 - Georgi Gospodinov (im Rahmen der lit.Cologne)
Der Bulgare Georgi Gospodinov, 1968 in Sofia geboren, ist einer der bekanntesten, am meisten übersetzten Autoren Europas. Mit seinem letzten Roman „Zeitzuflucht“ gewann er den International Booker Prize, eine der bedeutendsten Auszeichnungen für Literatur weltweit: In einer Klinik der Zukunft können Demenzkranke in den Räumen ihrer Kindheit schwelgen: Jedes Stockwerk ist einem Jahrzehnt gewidmet. Doch plötzlich möchten auch Gesunde in der Klinik aufgenommen werden, und nicht nur Gesunde, sondern ganze Länder, die der Gegenwart entfliehen wollen: „Ein atemberaubender Roman aus alten Zeiten über das Heute“, jubelte DIE ZEIT, und die Times nannte Gospodinov jetzt schon einen Klassiker und seine Vision der Zukunft „einen Alptraum, aus dem Europa heute erwachen muß“. Im Herbst erscheint sein neuer Roman „Der Gärtner und der Tod“ auf Deutsch, und fast noch druckfrisch bringt er ihn mit nach Köln. Worum es geht? Soviel verriet uns Gospodinov, dass es sein persönlichstes Buch sein soll und er darin vom Sterben seines eigenen Vaters erzählt: „Mein Vater war dieser Atlas, der Tonnen von Vergangenheit auf seinen Schultern trug. Das Buch beschreibt das Gefühl, wie all diese Vergangenheit zu zerbrechen begann und mit einem leisen Knacken auf mich einstürzte.“
30.10.25 - Vladimir Sorokin
„Brisant“, „drastisch“, „schockierend“ urteilt das deutsche Feuilleton über die Romane des 1955 in Bykowo bei Moskau geborenen Vladimir Sorokin. Sein einzigartiger Stil besticht durch die feine Verwebung von hoher Literatur und Trash, von Fantasy und analytischem Realismus, von Groteske und Klassik. Und immer geht es um die nationalistische Idylle, die die Regierung Moskaus propagiert, und unter der Gewalt und Vernichtung brodelt. „Der originellste aller zeitgenössischen russischen Schriftsteller heißt seit über 30 Jahren Vladimir Sorokin“, stellte der WDR fest. Auch wenn seine Bücher in einem dystopischen postapokalyptischen Russland spielen, ist Sorokin ein Gegenwartsdiagnostiker. Es geht ihm um den Verlust von Demokratie im Hier und Heute, es geht um aktuelle Politik und Kriege. Sein berühmtester Roman, „Der Tag des Opritschniks“, hat den Status einer literarischen Prophezeiung erlangt. Sorokin verbindet darin die Welt von Iwan dem Schrecklichen mit dem Putinismus zu einer düsteren Zukunftsvision: Russland unter der Willkürherrschaft einer Geheimpolizei, an deren Spitze der allmächtige «Gossudar» steht. Der Roman, vor zwanzig Jahren geschrieben, spielt im Jahr 2027. Kein Wunder, dass Sorokin seit Kriegsausbruch im Exil in Berlin lebt, gehörte er doch zu den Unterzeichnenden des Aufrufs, die Wahrheit über die russische Aggression zu offenbaren.
Tickets für reguläre Literarische Salons: https://stadtgarten.ticket.io/
Tickets für die lit.Cologne: https://www.litcologne.de/